Was bekommt man, wenn man schwermütigen Blues mit italienischer Lebensfreude kombiniert? Die Antwort auf diese Frage dürfte den knapp 300 Gästen des Rondellkonzerts am Sonntagabend relativ leicht fallen: Das Ergebnis liegt eindeutig in der lebensfrohen Hälfte dieser äußerst interessanten Mischung!
Für das Konzert war Italo Colombo mit seiner Band „Italo & Friends“ erst am Nachmittag aus Asti angereist, krankheitsbedingt leider in reduzierter Besetzung. Glücklicherweise existiert dank des kulturellen Austauschs zwischen den Partnerstädten inzwischen ein gut funktionierendes Netzwerk von befreundeten Musikern, so dass die fehlenden Bandkollegen kurzerhand von Mitgliedern der Band „RED Gang“ ersetzt werden konnten. Ergänzt durch Stefan Leitritz an Gitarre und Mikrofon und Martin Huber am Schlagzeug stand somit eine Band auf der Bühne, die in dieser Form noch nie zusammen aufgetreten ist und nach eigenem Bekunden noch nicht mal die Gelegenheit hatte, gemeinsam zu proben.
Der Präsentation tat dies keinerlei Abbruch: Die Band agierte trotz der spontanen Besetzung so routiniert, als hätte es noch nie eine andere gegeben. Blues und Bluesrock dominierten dabei das Programm, das kurzfristig aus bekannten Stücken wie „Messing with the Kid“, „Scratch my Back“ und „Thrill is gone“ zusammen gestellt worden war. Virtuos und druckvoll wurden hier Soloduelle zwischen Bluesharp und zwei Gitarren ausgetragen und dem Publikum dabei kaum Zeit für Zwischenapplaus gelassen. Titel wie „Help me“ und „Coming home Baby“ kamen bestens an und rundeten den ersten Teil ab, und bei „Ain’t no Sunshine when she’ gone“ wurde das Publikum zum Chor. Stefan Leitritz war begeistert: „Das hört sich einfach genial an!“
Der zweite Teil des Abends wurde nach der Pause vom italienischen Blues „Il tempo di morire“ eingeleitet, gefolgt von Rock-Klassikern wie „Mustang Sally“, bei dem Karsten Wiesner ans Mikrofon gebeten wurde. Auch die Rockhymnen „Hey Joe“ und „Cocaine“ fanden ihren Platz im Programm und sogar dem Zydeco aus New Orleans wurde mit den Titeln „Iko Iko“ und „Bogaloo“ gehuldigt, wobei der Klang des Organetto durch Italo Colombo kreativ und wirkungsvoll in Szene gesetzt wurde. Den Abschluss des offiziellen Programms bildete der Klassiker „Papa was a Rolling Stone“, bei dem das Publikum wieder um gesangliche Unterstützung gebeten wurde.
Natürlich brauchte es wieder mehrere Zugaben, ehe das Publikum zufrieden den Heimweg antrat. Der letzte Titel des Abends „Stand by me“ mit einer englischen und einer italienischen Strophe stand abschließend noch einmal symbolisch für diesen spontanen Schulterschluss und die Kooperation von Musikern aus zwei Partnerstädten, die sich im Notfall ganz selbstverständlich gegenseitig unterstützen und gemeinsam auf der Bühne stehen.
Mit dem zweiten Rondellkonzert dieses Jahr unter freiem Himmel war bereits der letztjährige „Negativrekord“ eingestellt. Man erinnert sich: 2021 konnte wegen des verregneten Sommers nur ein einziges der sieben Konzerte im Freien stattfinden; alle anderen Veranstaltungen wurden regenbedingt in der alten Stadtbierhalle abgehalten.
Dort wird auch das Konzert nächsten Sonntag mit der „Hee Haw Pickin’ Band“ stattfinden, zu dem der Veranstalter „Biberacher Musiknacht e. V.“ herzlich einlädt.
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