Biberacher Musiknacht e.V.
 

Das Trio Vibração begeistert mit Virtuosität und Spielfreude

Virtuos, mitreißend, begeisternd – auf diesen Nenner lässt sich das jüngste Rondellkonzert mit dem Trio Vibração bringen. Aber anscheinend lockt man mit akustischer Musik nicht so viele Besucher auf den Berg wie mit Rock- und Pop-Cover, denn die Stadtbierhalle –es war mal wieder eine Gewitterwarnung ausgesprochen worden- war zwar ordentlich gefüllt, aber doch nicht so voll wie bei den vorherigen Abenden. Für die Künstler wohl nichts Neues, denn die freuten sich über die zahlreichen Besucher, das sich wieder einmal mehr als das sachkundige und begeisterungsfähige Biberacher Publikum entpuppte. Und die, die nicht kamen, haben ein wahrhaft exzellentes Konzert verpasst.

Der in Erolzheim lebende Däne Jesper Rübner-Petersen zählt sicherlich nicht zu den populären Einwohnern des Landkreises, bewegt er sich doch in einer eher unauffälligen Nische der vielfältigen und zahlreichen Musikgenres, aber er zählt immerhin zur Creme der europäischen Folk-Mandolinisten. Gemeinsam mit dem fingerfertigen Akustikgitarristen Oliver Waitze und dem in Wain –also nochmals Landkreis Biberach!- aufgewachsenen Bassisten Max Schaaf hat er beim Rondellkonzert begeistert; die drei begnadeten Musiker haben ihr Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


Los ging es mit zwei flotteren Stücken, McAuliffes „Pan Handle Rag“ im Western Swing und dem funky Bluegrass-Tune „Stomp’n’Stiver“ – einer überzeugenden Komposition von Jesper Rübner-Petersen. Gleich beim Auftaktstück wurden die ausgefeilten Soli auf Gitarre und Mandoline vom Publikum mit Szenenapplaus belohnt. Mit Peter Ostroushkos „Heart of the Heartland“ kam eine andere musikalische Note zur Geltung, sehr ruhig und filigran, kunstvoll und mit höchster Fingerfertigkeit zelebrierten die drei diesen Mandolinenwalzer.

Der US-amerikanische Mandolinist David Grisman, eine lebende Legende der Folk-Szene, steuerte an diesem Abend einige Songs bei; seine Dawg music -ein Stilmix aus Bluegrass, Swing und Jazz- erklang unter anderem bei „Dawg Funk“ und dem „Hot Club Swing“, bei dem der grandiose Bassisten Max Schaaf sich erstmals seinen Beifall mit einem überzeugenden Basssolo erzupfte. Auch Django Reinhardt war mit einigen Kompositionen vertreten. Als erstes Stück von ihm interpretierte das Trio Vibração an diesem Abend den „Minor Blues“, wieder mit einem gefühlvoll-zarten Mandolinensolo. Und Max Schaaf steuerte hier auf seinem Kontrabass ein weiteres Solo bei, das ausdrucksstark belegte, warum er sich bei einem der großen der Gypsy Swing-Meistergitarristen, bei Joscho Stephan, einen Ruf als exzellenter Sideman erspielte.

Nicht nur durch die stilistische Vielfalt überzeugte das Trio, sondern auch durch weitere Instrumente. Beim Banjo-Medley zupfte Oliver Waitze das 5-String Banjo und Jesper wechselte auf die akustische Gitarre. Als eine wunderbare Melodie entpuppte sich dabei das lyrische „Beautiful Nothing“ von Jens Krüger, während sich bei Bela Flecks „Big Country“ der typische Bluegrass-Sound einstellte. Bei “Rawhide”, einem Stück von Bill Monroe, dem father of Bluegrass, wechselten sich Waitze und Rübner-Petersen mit schier aberwitzig schnellen Soli auf der Gitarre und der Mandoline ab.

Eine weitere Klangnote bekam dieses packende Rondellkonzert mit dem Choro „Assanhado“ des Brasilianers Jacob Bittencourt, plötzlich fanden sich die Besucher in Südamerika wieder. Dazu gab es später noch „Bossa Dorado“ einen Bossa Nova mit Gypsy Swong-Akkorden, eine Komposition von Joscho Stephan. Und wenn schon ein Däne mit dabei ist, braucht es auch ein Lied aus Skandinavien; das verträumte „Johsefins Dopvals“ der schwedischen Gruppe Väsan schloss diese Lücke sehr zur Freude der Zuhörer. Jedenfalls erstaunlich und faszinierend, welche Klangvielfalt und Abwechslung diese drei Virtuosen allein mit ihren drei Instrumenten schufen. Sie pendelten mühelos zwischen diesen unterschiedlichen Genres hin und her, präsentierten sich mit viel Spielfreude und –witz als eine homogene Einheit auf der Bühne. Daher war das Erstaunen groß, als Jesper erzählte, dass sie in der Formation üblicherweise nur ein Konzert im Jahr bestreiten, oben in Solingen. In diesem Jahr aber hätten sie erfreulicherweise noch zwei weitere Auftritte an diesem Wochenende, in Erolzheim und eben beim Rondellkonzert. Den begeisterten Zuhörern jedenfalls präsentieren sie sich als Dreiklang, mit blindem Verständnis untereinander. Das Publikum zollte dem Trio viel und kräftigen Applaus. Es gab lautstarkes rhythmisches Klatschen nach dem letzen regulären Song „Ride The Wild Turkey“, so dass es natürlich noch Zugaben oben drauf gab. Mit Grismans „Svingin‘ with Svend“ zelebrierten die Drei nochmals ein flottes Stück, bei dem sie nochmals zur Höchstform und -geschwindigkeit aufliefen. Da aber sowohl sie, die Musiker, als auch das Publikum nach einem solch‘ wunderbaren Abend wieder auf den Boden runterkommen müssen, gab es mit „Shalom Aleichem“ ein zartes traditionelles jüdisches Lied als Schlusslied eines wahrhaft beeindruckenden Konzerts. (hbs)