Ein grandioser Auftritt der Folk-Rocker von Cúl na Mara an einem wunderbaren lauen Sommerabend, ein volles Rondell, riesengroße Begeisterung beim Publikum, strahlende Gesichter beim Organisationsteam des Vereins Biberacher Musiknacht e. V. – so wird dieser Sonntagabend als das weiteres Highlight in die Annalen der Biberacher Rondellkonzerte eingehen. Cúl na Mara, das vielfach beim Deutschen Rock-Pop Preis ausgezeichnete Celtic-Folk-Rock-Quartett aus Aulendorf, lockte viele Besucher an. Und da zudem endlich mal kein sonntagabendliches Unwetter -zumindest für Biberach- zu erwarten war, bot das Stadtgartenrondell die gewohnt grandiose Kulisse für einen tollen Konzertabend.
Schon der musikalische Auftakt war beeindruckend: Der Dudelsackspieler Eckard Lehmann, standesgemäß mit schottischen Kilt gekleidet, marschierte spielend, von der Brücke oberhalb des Rondells kommend, den von zahlreichen Besuchern gesäumten Weg entlang der alten Stadtmauer hinunter und dann durch das Publikum im Rondell auf die Bühne zu den drei weiteren Bandmitgliedern. Kaum dort angekommen, legte das Quartett fulminant los mit einem Medley der AC/DC-Hits „Highway to Hell“ und „TNT“, den Auftaktsong ließen sie mit dem traditionellen „Tulla Reel“ in rockiger Version ausklingen. Das Publikum ließ sich sofort mitreißen und klatschte begeistert mit. Ruhiger ging‘s weiter mit dem „Irish Lullaby“, einfühlsam gesungen von der Bassistin Sonja Bumiller. Ein Song über die irische Bankenkrise, wobei der Titel Irish Lullaby auch eine Metapher für die kindliche irische Seele ist.
Dass Cúl na Mara mit ihren Liedern auch Stellung beziehen wollen, zeigte der folgende Song „I Don’t Believe“ aus ihrem jüngsten Album „The World Is Colourful“– Wir glauben nicht an Rassismus, religiösen Fanatismus oder Homophobie, heißt es unter anderem in dem punkig angehauchten Stück. Die Umweltverschmutzung wird mit „Last Eagles Fly“ thematisiert, vom Gitarrisiten Martin Waibel mit den Worten „Wenn der letzte Bussard über dem Gaisental kreist, ist es zu spät…“, oder der Titelsong „The World is Colourful“ über die bunte Vielfalt, die leider heutzutage von einigen heftig angefeindet wird.
Zum Entspannen gab es zwischendurch „A Bar in Amsterdam“, eine rockige Polka gesungen von der Schlagzeugerin Sylvia Häufle. Diese Stilvielfalt zeichnet Cúl na Mara aus: zum einen die Adaption traditioneller Stücke wie „I Tell Me Ma“, dem mittelalterlichen „Twa Corbies“ oder „Tam Lin“, die allesamt im mehr oder weniger rockigem Gewand daherkamen, zum anderen die eigenen Songs angelehnt an den traditionellen Celtic Folk. Und dann können die vier auch populäre Rocksongs gekonnt mit celtic flair darbieten, wie beim in Vergessenheit geratenen AC/DC-Song „It’s A Long Way“ aus 1973, oder beim Medley „Highland rockt“ und „We Will Rock You“ oder „Smoke On The Water“ geschehen, mit dem das Publikum in die Pause geschickt wurde.
In vielen der traditionellen Lieder wird die oft blutrünstige Geschichte verklärt wiedergegeben, wie im „Haughs of Cromdale“, einem zweifelhaften Heldenepos, bei dem sich Engländer und Schotten abgeschlachtet haben. Hier ergänzt Cúl na Mara die ersten drei originalen Strophen mit eigenen Texten, so dass letztlich ein Antikriegslied daraus entstanden ist.
Beim Sound von Cúl na Mara sind die Frauen die treibende Kraft: Mit viel Gefühl, aber auch mit ordentlich Power gibt Drummerin Sylvia Häufle das Tempo vor, und schafft es nebenbei noch mitzusingen. Die dichten Basslines werden von Sonja Bumiller gelegt, die zwischendurch auch mal mit ihrem Akkordeon gelungen zur Klangvielfalt beiträgt. Martin Waibel ist für die Saiteninstrumente zuständig, mit akustischer Gitarre, mit Mandoline und vor allem mit seiner E-Gitarre glänzt er mit zahlreichen Soli. Für den typischen Celtic Folk-Sound sorgt locker, aber gekonnt Eckard Lehmann, nicht nur mit seiner Uilleannpipe und Highlandpipe, sondern auch mit einer ganzen Batterie an Flöten. Alle vier Musiker schlüpften zudem in die Rolle der Sängerin bzw. des Sängers, so dass auch stimmliche Vielfalt gegeben war. Mit ihren Ansagen und genseitigen Lästereien führten die beiden Jungs zudem kurzweilig durch den Abend und unterhielten ihr Publikum bestens.
Das begeisterte Publikum spendete viel und eifrig Beifall für den professionellen Auftritt, der zudem mit viel Lichteffekten beeindruckte. Die Musiker von Cúl na Mara haben diesen Abend sichtlich genossen und sich zur Höchstform aufgelaufen, packten gerne noch drei Zugaben oben drauf. Mit dabei auch der Song „Role Roth“, gewidmet ihrem Freund, dem oberschwäbischen Wetterpropheten Roland Roth, der an diesem Abend von Schussenried ins Rondell geradelt war, und den hochkarätigen Auftritt wie allen anderen Besucher genoss – sicherlich auch „seinen“ Song, bei dem der Refrain vom Publikum lautstark mitgesungen wurde. Den glänzenden Abschluss mit Gänsehauteffekt setzen Cúl na Mara mit einem gänzlich unverstärkt a cappella vorgetragener Folksong. (hbs)
Fotos: Hans-Bernd Sick
Die oberschwäbische Band hat in den vergangenen Jahren auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals gespielt. Highland Pipes, Flöten, Mandoline, Bouzouki und Akkordeon gehören neben den rockigen Zutaten wie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug zum Instrumentarium der Band. Cúl na Mara verbindet traditionelle Musik aus den keltischen Ländern mit modernen Eigenkompositionen. Die vier Musiker verstehen es glänzend, traditionelle Klänge mit Rock, Folk, Punk, Polka und Walzer zu verschmelzen; aber auch, ihre Arrangements mit zeitkritischen Texten gegen Vertreibung, Rassismus und Gewalt zu kombinieren.
Davon zeugen auch etliche wichtige Auszeichnungen: die aktuelle CD „The world is colourful“ wurde beim Deutschen Rock-Pop Preis 2018 erneut ausgezeichnet mit Platz 1 in der Kategorie „Bester Folkrocksänger“, Platz 2 für „Bester Folkrocksong“ und Platz 3 für „Bestes Folkrockalbum“. Schon für die ersten beiden CDs erhielt die Band insgesamt acht Preise.
Im Programm von Cúl na Mara finden sich wunderschöne Balladen ebenso wie Pub-Songs, die Liebeslieder und die 6/8 Jigs, die einfach in die Beine gehen und jedes Publikum zum Tanzen bringen.
Cúl na Mara sind:
Sonja Bumiller (Bass, Gesang, Akkordeon)
Sylvia Häufle (Drums, Gesang)
Eckard Lehmann (Uilleannpipe, diverse Flöten, Highlandpipe, Gesang)
Martin J. Waibel (Bouzouki, Gitarren, Mandoline, Gesang)
https://www.youtube.com/watch?v=xfmjHzAYUqc
Der Eintritt zu den Rondellkonzerten ist frei, Spenden sind erwünscht!
Das Organisationsteam empfiehlt den Besuchern, auch bei gutem Wetter Sitzkissen und Pullover/Jacke ins Rondell mitzunehmen!
Bei unsicherer/schlechter Wetterlage in der Stadtbierhalle auf dem Gigelberg (Jahnstr. 1).
Die beliebte und erfolgreiche Konzertreihe wird vom ehrenamtlich tätigen „Biberacher Musiknacht e.V.“ organisiert.