Biberacher Musiknacht e.V.
 

Fluchtachterl schöpfen aus reichhaltigem Liederschatz des Austropop und begeistern Publikum mit ihren musikalische Gschichtl’n

Die Veranstalter der Biberacher Rondellkonzerte wollen ja ein abwechslungsreiches Programm bieten, so dass nach den ersten drei Konzerten, die alle rockig und fetzig waren, ein ruhiger, lyrischer und besinnlicher Abend ganz gut ins Konzept passt. Dem österreichischen Trio Fluchtachterl gelang es, mit ihren Gschichtl’n vom Austropop die Zuschauer in der wiederum sehr gut besuchten Alten Stadtbierhalle in ihren Bann, und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So ruhig war es jedenfalls schon lange nicht mehr bei einem Rondellkonzert. Der Austropop begann, so meinte Herbert Jankovich bei seiner Einleitung, eigentlich schon in den 1940er Jahren, als der singende Volksschauspieler Hans Moser mit Wienerliedern Erfolg hatte und so quasi zum Urvater des Austropops wurde. Und so begann der Abend stilecht mit dem Lied „Die Reblaus“ - „I muaß im frühern Lebn eine Reblaus gwesen sein. Ja, sonst wär die Sehnsucht nicht so groß nach einem Wein“. Als weiteren Beleg für die lange Historie des Austropops gab es dann aus dem gleichen Zeitraum noch „Das Tröpferlbad“ des Duos Piron und Knapp, das über ein damals übliches öffentliches Bad, bei dem die Dusche irgendwann nur noch tröpfelt, erzählt.

Nach diesem historischen Einstieg, oder –Zitat Fluchtachterl– diesem Vorgeplänkel, ging es drei Jahrzehnte weiter in die 1970er Jahre. Das Trio präsentiert das Lied, das als der Durchbruch für den Austropop gilt, „Da Hofa“ von Wolfgang Ambros. Aus dessen erfolgreichen Rustical „Der Watzmann ruft“ folgte „Der Berg“, bei dem dann auch einige Besucher mitsangen. Sänger, Rhythmusgitarrist und Bandleader Herbert Jankovich als auch Bassist und Sänger Sigurd Prechtl präsentierten die einzelnen Lieder in unterhaltsamer Weise, erzählten von und über die Autoren, und gaben etliche mit den Liedern verbundene Anekdoten zum Besten. Man erfuhr, dass Georg Danzer mit seinem Lied „Der Tschik“ zum ersten Mal mit seiner Musik Geld verdiente. Und dass mit Tschik eine Person bezeichnet wird, die beispielsweise weggeworfene Zigarettenstummel sammelt und mit dem darin noch enthaltenen Tabak neue Zigaretten dreht. Hie klang die Stimme von Herbert Jankovitch so, als hätte er sich kurz zuvor etliche dieser recycelten Kippen rein gezogen. Und es wurde auch der Bandname erklärt: Fluchtachterl heißt im Östereichischen das, was bei uns als Absacker bezeichnet wird.

Die vorgetragenen Lieder waren nicht unbedingt die populärsten der jeweiligen Autoren, sondern vor allem die, die Fluchtachterl als typisch einordnet oder die ihnen selbst einfach gut gefallen. Rainhard Fendrichs „Strada del Sole“, Danzers „Laß mi amol no d’Sunn aufgeh segn“ und Ambros‘ „Weiß wie Schnee“ erklangen einfühlsam. Großen Anteil daran hatte Sologitarrist Rolf Lempenauer, der mit wunderbaren Soli zu verzaubern wusste, die er über den sauberen Basslinien von Sigurd Prechtl webte und den Liedern eine lyrische und filigrane Eleganz verlieh.

Im zweiten Teil des Abends stellten Fluchtachterl weitere der namhaften Liedermacher vor. So auch Ludwig Hirsch, dessen Album „Dunkelgraue Lieder“ man keinesfalls bei betrübter Stimmung anhören sollte. Hirsch schaffte es, zu fröhlichen Melodien makabre Texte zu verfassen. Als Beispiel gab es aus Hirschs reichhaltigem Liedgut „Das Geburtstagsgeschenk“ zu hören. Auch wollte Fluchtachterl unbedingt ein Stück von Falco im Programm, ist er doch bis heute der einzige, der es mit einem deutschsprachigen Lied auf Platz 1 der US-Billboard-Charts geschafft hat. Und obwohl es nach Einschätzung von Herbert Jankovich eigentlich gar nicht möglich ist, Falco mit der Instrumentierung zu spielen, trauen sie es sich zu. Und es gelang bestens, mit Cajon, Bass und einem wiederum grandiosen Rolf Lempenauer an der Gitarre. Das Publikum klatschte und sang begeistert mit. Zwischen weitere bekannte Austropop-Songs wie Fendrichs „Tango Korupti“, „Irgendwann bleib i dann dort“ von STS und Danzers „Frauenmörder Wurm“ gab es auch zwei hörenswerte Eigenkompositionen von Herbert Jankovich zu genießen, „Der Alltagsspinner“ und „Lawine“. Nach dem Konzert verriet er, dass Fluchtachterl auch mit diesen Liedern eine CD eingespielt hat, die in den nächsten Monaten erscheinen wird.

Nach guten drei Stunden, viel Beifall und Zugabe-Rufen bedankte sich Fluchtachterl beim Biberacher Publikum, das Herbert Jankovich als sehr aufmerksam und „zuhörerisch“ bezeichnete. Mit der heimlichen österreichischen Hymne, dem Song „I am from Austria“ von Rainhard Fenderich endete das vierte 2017er Rondellkonzert – und selbstverständlich gab’s danach noch ein Fluchtachterl zu trinken. (hbs)

www.fluchtachterl.com